Schutzengel

Morgenandacht
Schutzengel
24.06.2019 - 06:35
23.05.2019
Gerhard Koepke
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Meinen Schutzengel kann ich genau beschreiben: 6,6 Zentimeter ist er hoch – ich habe nachgemessen - und 3 cm breit - da sind jetzt die Flügel miteingerechnet! - Und wiegen tut mein Schutzengel ziemlich genau 110 Gramm.

Er ist klein – aber, dass er so klein ist, hat auch seinen Vorteil: Ich kann ihn leicht in die Hosentasche stecken und überall mit hinnehmen, meinen Schutzengel. Und das tue ich auch. Was er soll? – Nun, auf mich aufpassen, dafür ist ein Schutzengel schließlich da!

 

Ich will seine Geschichte erzählen.

Meinen Schutzengel habe ich nämlich geschenkt bekommen. Im Krankenhaus unserer Stadt, während eines Gespräches mit der Oberin, der Leiterin dieser Einrichtung.

Schwester Elia fragte: „Könnten Sie einen Schutzengel brauchen? - Darf ich Ihnen einen schenken?“ – Ich war verblüfft, aber: „Na klar doch! – Wer braucht keinen Schutzengel?“ Ich nahm ihn dankend an. Aus Bronze ist die kleine Figur.

 

Ob es Engel überhaupt gibt, das fragen sich viele. Und viele wissen auch schon sofort die Antwort, nämlich, dass Engel „bloß“ Produkte unserer Phantasie sind.

 

Claus Westermann, ein Lehrer der Theologie, schrieb: „Die Engel sind älter als alle Religionen - und sie kommen auch noch zu Menschen, die von Religion nichts mehr wissen wollen“.

 

In der Bibel umstehen Engel „Gottes Thron“. Überhaupt gibt es viele Engel in der Bibel. Da ist – Weihnachten - Marias Engel „Gabriel“. Er verkündet die große Freude „die allem Volk widerfahren wird“ – „Gott ist mein Held, meine Kraft“, bedeutet der Name Gabriel.

 

Die Seraphim gibt es, die Engel der Heerscharen: Wo die auftauchen, ist Feuer und Flamme, und nichts ist wie vorher – Pfingsten fallen sie ein mit Brausen und Getöse; Mose lodern sie entgegen im brennenden Dornbusch; und der junge Jesaja erfährt, wie sie sein ganzes Leben umkrempeln. Er wird Prophet.

 

Erzvater Jakob träumt und Engel tanzen auf der Leiter, die er im Traum sieht. Sie verbindet den Himmel mit der Erde. Und Jakob, der dachte, er sei von Gott und allen guten Geistern verlassen, erfährt plötzlich: Der Himmel öffnet sich und Gott verbindet sich sogar mit Lügnern, Betrügern und Flüchtlingen.

 

Michael darf ich nicht vergessen. Der biblische Erzengel nimmt den Kampf mit dem Bösen auf. Er streitet gegen Satan, gegen die dunkle Macht. Er ist ein Engel für dunkle Zeiten, damit – wie Martin Luther sagt – „der böse Feind keine Macht an mir finde“.

 

Die Engelsgeschichten der Bibel wollen nichts weiter als die Erfahrung weitergeben: In einer besonderen Stunde, in großer Spannung oder großer Gefahr, kam Gott mir so nahe, dass ich in dem Wort eines Menschen das Wort eines Boten Gottes hörte; dass ich über eine helfende Hand Gottes Hilfe erfahren habe... – Gott befasst sich mit uns.

 

Mein Schutzengel, der aus Bronze, den ich in die Hosentasche stecken kann, ist ökumenisch: Der Vertrieb erfolgt über eine evangelische Organisation. Aber hergestellt werden diese Figuren in einem Kloster.

 

Ich trage ihn fast immer bei mir, als Erinnerung daran, dass jemand meint:

Es ist gut, wenn du einen Schutzengel hast. Wenn Du jemanden hast, der auf dich aufpasst. Wenn Gott dir ganz nahe, körperlich nahe, ist.

 

Natürlich „glaube“ ich nicht an diese Bronzefigur und sie ist, um es mit Martin Luther, dem Reformator, zu sagen, höchstens „schmückendes Beiwerk“ im Glauben. Aber die Geste im Krankenhaus war schön und tat gut: Da schenkt mir eine einen Schutzengel – und meint damit: Sei gut behütet.

 

Eine Karte gibt es auch noch dazu. Ein Satz der Bibel steht in der Innenseite aufgeschrieben: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ (Psalm 91)

 

Meinen Engel trage ich fast immer bei mir. Als ich ihn einmal vergessen hatte, da kam unser jüngster Sohn hinter mir hergerannt, streckte seine kleine Hand aus, - da lag er dann drin, der Engel: „Papa, du hast etwas vergessen!“

 

Es gilt das gesprochene Wort.

23.05.2019
Gerhard Koepke