Sinn des Lebens

Morgenandacht
Sinn des Lebens
25.06.2019 - 06:35
23.05.2019
Gerhard Koepke
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Was der Sinn des Lebens ist?

Ich erinnere mich an einen Unterrichtsbesuch in einer Berufsschule. 19 Mädchen, ein Junge. Der Lehrer beginnt mit einer Karikatur:

Eine Theke, dahinter ein Mann, über dessen Kopf das Schild „Auskunft“. Davor lehnt einer lässig am Tresen. Hinter ihm eine Frau. Seriös und schon ein wenig älter. Der dritte in der Reihe: ein junger Mann, die Haare gestylt; Jeans und Schnürstiefel trägt er.

 

Die Auskunft, die der erste in der Reihe, unrasiert und stoppelbärtig, gerne haben möchte, steht groß in einer Sprechblase: „Was ist der Sinn des Lebens?“ –

 

Der Lehrer fordert die Klasse heraus: „Was hättest du auf die Frage geantwortet: „Warum leben wir? Wozu leben wir?“

„Weiß ich nicht!“ – kommt es zurück. Und: „Das ist schwer zu sagen!“ – Eine antwortet zögernd, vielleicht aber auch nur, weil es halt Religionsunterricht ist, mit: „Gott!?!?...“.

„Schaffen gehen!“, wird auch genannt und: „Schule, lernen!“.

 

Die lustigste Antwort gibt Sarah.

Sie sagt, indem sie sich ganz in die Szene einfindet vor diesem Auskunftsschalter und der Reihe von Menschen, die davorstehen: „Was ist der Sinn des Lebens?“ - „Ich hätte geantwortet: ‚Der Nächste bitte!’“– Alle in der Klasse lachen.

 

„Was ist der Sinn des Lebens?“

Eine Umfrage meint, Glück und Lebensgenuss werden für die Deutschen immer wichtiger.

Der Sinn des Lebens bestehe für 68 Prozent der Befragten darin, glücklich zu sein und möglichst viel Freude zu haben. Dreißig Jahre vorher, so die Umfrage, sei dies nur für jeden zweiten wichtig gewesen. Soziale, ethische und religiöse Werte haben an Attraktivität verloren.

„Was ist der Sinn des Lebens?“

 

Im Unterricht treibt der Lehrer die Frage mit einem Gedankenspiel auf die Spitze: Er teilt ein Schreiben der „Daseinsbewilligungsbehörde“ aus. Und erklärt dabei: Die Weltbevölkerung nehme immer mehr zu! Es gebe viel zu viele Menschen. Und die Daseinsberechtigungsbehörde entscheide zukünftig über Leben und Tod jedes einzelnen. Jede und jeder müsse der Behörde erklären, zwingende Gründe nennen, warum es ausgerechnet ihn geben muss. Das Ganze natürlich anonym.

 

Die aufgeschriebenen Antworten der Sechzehnjährigen sind:

- „Weil es mich nur einmal gibt!“

- „Meine Eltern sind schuld daran, die haben mich gezeugt.“

- „Weil man einen so netten Menschen nicht auslöschen darf!“.

- „Damit ich kranken oder verletzten Menschen helfen kann!“

- „Weil ich etwas Besonderes bin; ich werde von vielen Menschen gebraucht!“

 

Die Klasse wertet dann anonym die genannten Gründe und urteilt als Daseinsberechtigungsbehörde darüber. Das Ergebnis: Keiner in der Klasse erhält seine Daseinsberechtigung. Die Schüler sind wütend. Die Frage bleibt:

„Was ist der Sinn des Lebens?“ - Wofür lebe ich eigentlich?

 

Der Lehrer hat am Ende eine Antwort parat. Er verweist auf die Bibel, in der es heißt: Gott schenkt das Leben! Von ihm kommt es her und zu ihm geht es wieder hin. Wir leben im Vertrauen darauf, dass Gott jeden einzelnen liebt.

Und das gilt für alle. Egal wie einer aussieht; was er erreicht hat und wo er wohnt.

Das Recht zu leben, das Gott uns gibt, kann uns niemand nehmen.

 

Dabei wissen die biblischen Autoren davon, dass es das Sinnlose auch gibt; das Chaotische, die Ungerechtigkeit. Sie verschließen nicht die Augen vor den Fragen und Nöten der Menschen.

Vom Anfang bis zum Ende der Bibel entwerfen sie ein Kontrastprogramm zu solchen Negativerfahrungen. Ihre Sinn-Bilder kommen aus dem Glauben an Gott, der das Chaotische ordnet, das Leben und die Würde aller Geschöpfe will, die Ungerechtigkeit verwirft und sich mit den Leidenden solidarisiert.

 

Diese biblische Tradition hat das Lebensgefühl und das Handeln unzähliger Christinnen und Christen geprägt. In dieser Tradition stehe ich, sie hat mich geprägt, in ihr fühle ich mich wohl geborgen und gut aufgehoben. Das ist mein Sinn des Lebens.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

23.05.2019
Gerhard Koepke