Googeln verboten

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash/ Matt Walsh

Googeln verboten
von Vikarin Hannah Clemens
18.04.2024 - 06:20
17.03.2024
Vikarin Hannah Clemens
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Ich schaue meinem Gegenüber entschlossen in die Augen. „Und deshalb haben Elefanten Angst vor Mäusen.“ Schulterzucken: „Warte, ich google das mal.“ Schon hat er das Handy draußen und sucht die Antwort auf die Frage. Ich bin ein bisschen enttäuscht.

Denn die richtige Antwort ist mir gar nicht wichtig. Es macht einfach Spaß, sich hin und wieder mit einer belanglosen Frage zu beschäftigen und sich gemeinsam das Gehirn zu verdrehen auf der Suche nach logischen oder auch originellen Antworten.

Wie kommt es, dass so wenig Schlagzeuger:innen singen? Antwort: Wer Schlagzeug spielt, hat Rhythmus im Blut, aber kann gar nicht singen. Wie lassen sich Lebensmittelmotten aus dem eigenen Haushalt vertreiben? Antwort: Nur noch außer Haus essen. Wieso ist die Brezel eigentlich der Nummer Eins-Snack im Theater? Antwort: Eine starke Brezellobby hält alle andere Essensanbieter vom Theater fern.

Diese Fragen haben geringen Einfluss auf mein weiteres Leben. Umso spaßiger ist es, mit anderen darüber zu spekulieren, was die Antworten sein könnten. Es ist ein bisschen wie Gehirnstriptease, denn jede Antwort verrät mir mehr darüber, wie mein Gegenüber denkt. Und ich verrate mich natürlich auch.

Besonders spannend wird das bei Glaubensfragen. Wenn ich beim Friseur sitze, kommt früher oder später die Frage nach meinem Beruf. Ich antworte, dass ich Vikarin bin, also Pfarrerin in Ausbildung. Und die Friseurin, die sonst Profi im Smalltalk ist, spricht los: „Also ich glaube ja…“ Es ist erstaunlich, wie gerne viele Menschen darüber sprechen, woran sie glauben, wenn ich mich als Christin oute.

Manchmal geht das Gespräch dann immer weiter zu Glaubensfragen, die zunächst genauso belanglos wirken wie die Frage, warum Elefanten Angst vor Mäusen haben. Zum Beispiel: Haben Katzen und Hunde ein getrenntes Paradies? Wenn sich genug Menschen Gott als alten weißen Mann vorstellen, sieht sie dann irgendwann wirklich so aus?

Darüber zu spekulieren macht Spaß. Und führt oft weiter in Gespräche, die keineswegs belanglos sind. Wie stellst du dir das Paradies vor? Spielt es für dich eine Rolle, welches Geschlecht Gott hat? 

Auch die Bibel hat Fragen. Fragen, die ich mitnehmen kann in meinen Alltag. „Wer ist eigentlich mein Nächster?“, fragt ein Schriftgelehrter Jesus. „Wen soll ich senden?“, fragt Gott. „Was sagt ihr, wer ich bin?“, fragt Jesus. Ich möchte Antworten auf diese Fragen suchen im Gespräch mit anderen. Das bringt mich meinen Mitmenschen nicht nur näher. Vielleicht verändert die ein oder andere Antwort sogar mein Leben. Egal bei welcher dieser Fragen. Eine Sache gilt: Googeln verboten.

Es gilt das gesprochene Wort.

17.03.2024
Vikarin Hannah Clemens